Zahnriemenscheiben, Synchronriemenscheiben und Spannrollen richtig auswählen und wechseln

Riemensysteme kommen dort zum Einsatz, wo mechanische Energie effizient übertragen werden soll. Je nach Anforderung an Kraftübertragung, Präzision oder auch Geräuschminimierung werden dabei verschiedene Riemenprofile und Komponenten wie Zahnriemenscheiben, Synchronriemenscheiben oder Spannrollen verwendet. Dieser Artikel zeigt auf, worauf bei der Auswahl zu achten ist.

Das passende Riemensystem auswählen

Bei der Auswahl eines Zahnriemen- oder Synchronriemensystems geht es zunächst darum, welche Aufgabe erfüllt werden soll und welches Riemenprofil dafür am besten geeignet ist. Hier spielen etwa Fragen zur erforderlichen Kraftübertragung, der Synchronisationsgenauigkeit von Bewegungen, aber auch ein möglichst geringer Verschleiß eine Rolle. Abhängig vom gewählten Schwerpunkt wählt man anschließend ein Riemenprofil und entscheidet damit meist auch über die Mindestanzahl der Zähne des Antriebsrades.

Übersicht Riemenprofile

Die folgende Tabelle gibt eine Anwendungsempfehlung für Synchronriemen, Synchronriemenscheiben und passende Laufrollen:

Synchronriemenausführungen und Riemenscheibenzuordnung
Anwendung Eigenschaften Riemenausführung Teilung Zahnprofilschema Verfügbarkeit Synchronriemenscheiben Verfügbarkeit Laufrolle
Universal mit konischer Spannhülse mit Kle mmring Gezahnte Laufräder, behandelt mit eingebautem Lager Ungezahnte Laufräder für Riemenrückenspannung
Normales Drehmoment Universell einsetzbare Synchronriemenscheiben geeignet für Drehmomentübertragung und einfache Förderung geringer Lasten. MXL 2.032 mm (2/25 Zoll) x - - x x
XL 5.08 mm (1/5 Zoll) x x
L 9.525 mm (3/8 Zoll) x x x
H 12.7 mm (1/2 Zoll) x x
Hohes Drehmoment Synchronriemenscheiben für die Übertragung hoher Drehmomente. S2M 2.0 mm x - - x x
S3M 3.0 mm x x x
S5M 5.0 mm x x x
S8M 8.0 mm x x
S14M 14.0 mm x - -
P2M 2.0 mm x - - x x
P3M 3.0 mm x -
P5M 5.0 mm x x
P8M 8.0 mm x x
Hohe Positioniergenauigkeit Synchronriemenscheiben mit geringem Spiel.
Geeignet für Positionierung.
1.5GT 1.5 mm x - - - -
2GT 2.0 mm x x x
3GT 3.0 mm x
5GT 5.0 mm x
8YU 8.0 mm x
Förderung geringer Lasten, normales Drehmoment Synchronriemenscheiben mit Trapezverzahnung geeignet für Förderung
Auch für Übertragungszwecke geeignet.
T2.5 2.5 mm x - - - -
T5 5.0 mm x x - x x
T10 10.0 mm x x
Schwerlastförderung Synchronriemen geeignet für Schwerlastförderung.
1.3-fache zulässige Zugspannung im Vergleich zu Ausführung T.
AT5 5.0 mm x - - x x
AT10 10.0 mm x
* HTBN hat zwischen den Zähnen keine Nut
** Für Riemen bestimmt für 1.5GT und T2.5 wenden Sie sich bitte an MISUMI VONA.

Riemenprofil und Teilung

Neben der Zahngeometrie ist die Teilung, also der Abstand der Zähne entscheidend für die Kompatibilität der Riemenscheibe mit dem Riemen. Viele der heute verwendeten Synchronriemen basieren auf dem metrischen Maß (metrisches Profil), während zöllige Profile vor allem bei älteren Anwendungen und in den USA zum Einsatz kommen. Bei der Zahnform unterscheidet man zwischen traditionellen trapezförmigen Zähnen, die einfach in der Herstellung, aber eher laut in der Verwendung sind und daher vor allem bei geringen bis mittleren Präzisionsanforderungen (z. B. in der Fördertechnik) zum Einsatz kommen, sowie moderneren Rundprofilen für präzise und geräuscharme Anwendung (z. B. in CNC-Maschinen).

Anzahl der Zähne

Hier gilt die Regel: Eine höhere Anzahl von Zähnen sorgt für einen sanfteren Lauf und reduziert den Verschleiß. Eine geringere Anzahl von Zähnen erlaubt eine kompaktere Bauweise, erhöht aber die Beanspruchung.

Material der Riemenscheiben

Auch bei der Materialwahl der Riemenscheiben kommt es auf den spezifischen Anwendungsfall an. Komponenten aus Aluminium sind leicht und rostfrei, aber nicht für hohe Drehmomente geeignet. Stahl bietet eine hohe Festigkeit, ist jedoch schwerer und anfälliger für Korrosion. Kunststoff wiederum kann eine kostengünstige und verschleißarme Alternative darstellen, empfiehlt sich aber nur für niedrige Belastungen.

Zahnriemenräder nach Form, Serienspezifisch, daher nicht in jeder Serie alle Formen wählbar
Zahnriemenscheibenform Form A Form B Form D / W Form E Form F   Form K / C
gerade mit Bund mit Bund mit konischer Spannhülse (Spannsatz) Klemmung  
Skizze
Fixierung mit Gewindestiftklemmung im Grundkörper mit Gewindestiftklemmung im Flansch mit Gewindestiftklemmung im Flansch mit konischer Spannhülse mit konischer Spannhülse mit Klemmring
Nur Verfügbar für Serien S3M, S5M,S8M
mit Gewindestiftklemmung im Flansch

Wellendurchmesser und Befestigung

Wichtig ist, dass die Zahnriemenscheibe exakt auf die Welle passt. Nur so lässt sich eine sichere und effiziente Kraftübertragung gewährleisten. Je nach Anwendung gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Befestigung: Klemmnaben lassen sich einfach montieren und demontieren, Keilnutverbindungen sorgen für eine formschlüssige Kraftübertragung und Taper-Spannbuchsen sind besonders bei häufigem Wechseln der Riemenscheiben eine flexible und sichere Lösung.

Spezifikation der allgemein verfügbaren Wellenbohrungsoptionen von Riemenscheiben und Laufrädern (Auswahl Produktspezifisch abweichend)
Ausführung H
Bohrung
P
Rundbohrung + Gewinde
N
Bohrung mit Nut und Gewindebohrung nach
neuem JIS
C
Bohrung mit Nut und Gewindebohrung nach
altem JIS
V
Abgesetzte Bohrung
F
Abgesetzte Bohrung
(Senkbohrungen auf der Nabenseite)
Y
Abgesetzte Bohrung
auf beiden Seiten
HTCPA
Mit Klemmring
Skizze
Besonderheiten Keine Gewindebohrungen oder Montageschrauben. Bei Riemenscheibenform A sind zum
Fernhalten von den Spitzen die Gewindebohrungen um ca. 120° versetzt.
Details von Nutmaßen siehe S.1377. Bei der Auswahl von Wellenbohrung-Ø 10 und Nutbreite 4.0mm (Höhe 1.8mm) wählen Sie NK10. Details von Nutmaßen siehe S.1377. Bei der Auswahl von Wellenbohrung-Ø 10 und Nutbreite 4.0mm (Höhe 1.8mm) wählen Sie NK10. Keine Gewindebohrungen oder Montageschrauben. Nur verfügbar für Form B.
Keine Gewindebohrungen oder Montageschrauben.
Nur verfügbar für Form A.
Wellenbohrungs-Ø d ist +0.1 / 0
Keine Gewindebohrungen oder
Montageschrauben.
 

Spannrollenarten

Die Wahl der richtigen Spannrollen beeinflusst direkt die Lebensdauer des Antriebs. Feste Spannrollen verwendet man, um eine konstante Riemenspannung aufrechtzuerhalten, besonders in Anwendungen mit minimalen Längenänderungen des Zahnriemens. Federbelastete Spannrollen gleichen Längendehnungen aus und reduzieren Vibrationen. Umlenkrollen werden eingesetzt, um die Laufrichtung des Zahnriemens zu ändern und die Riemenführung zu optimieren, vor allem in Antriebssystemen mit mehreren Achsen.

Spann- und Führungsrollen nach Form, Serienspezifisch, daher nicht in jeder Serie alle Formen wählbar
Spann- und Führungsrollenform Spann- und Führungsrolle gezahnt
mit Bordscheiben
Spann- und Führungsrolle gezahnt
mit Bordscheiben
Spann- und Führungsrolle gezahnt
mit Bordscheiben
Skizze
Unterstützte Serien MXL,XL,L,H,S2M,
S3M,S5M,S8M,S14M,
P2M,P3M,P5M,P8M,2GT,
3GT,5GT,8YU,
T5,T10,AT5, AT10
L,H,
S2M,S3M,S5M,S8M,S14M,
P2M,P3M,P5M,P8M,
2GT,3GT,5GT,8YU,
T5,T10,AT5, AT10
MXL,XL,L,H,S2M,
S3M,S5M,S8M,S14M,
P2M,P3M,P5M,P8M,2GT,
3GT,5GT,8YU,
T5,T10,AT5, AT10
Lauf- und Spannrollen nach Form, Serienspezifisch, daher nicht in jeder Serie alle Formen wählbar
Rollentyp Laufrolle Laufrolle mit Bordscheiben Laufrolle Laufrolle mit Bordscheiben Laufrolle Kunststoff Laufrolle Kunststoff mit Bordscheiben
Nutzung Spannen mit Riemenrückseite Spannen mit Riemenrückseite
Spannen mit Riemenrückseite Spannen mit Riemenrückseite Spannen mit Riemenrückseite Spannen mit Riemenrückseite
Skizze

Beziehung zwischen Riemenscheiben und Riemen

Ein Riemensystem besteht üblicherweise aus Antriebsriemenscheibe, Abtriebsriemenscheibe, Riemen und Spannrollen. Es gelten die Regeln der mechanischen Kraftübertragung. Die Riemenscheiben legen dabei Synchronisation und Schlupf sowie Übersetzungsverhältnis fest - eine präzise Synchronisation erfordert Zahnriemen und Zahnriemenscheiben. Dafür muss immer eine Mindestanzahl von Zähnen im Eingriff sein, um die Kraft gleichmäßig zu übertragen und das Überspringen des Riemens zu vermeiden. Außerdem kommt es auf die richtige Riemenspannung an, da eine zu geringe Spannung Schlupf verursacht, während eine zu hohe Spannung Lager und Riemen übermäßig belastet.

Auch die Wahl der passenden Welle-Nabe-Verbindungen ist ein entscheidender Faktor in Riemensystemen, weil sie für eine gleichmäßige Drehmomentübertragung sorgen:

  • Klemmverbindungen nutzen Reibschluss und ermöglichen eine flexible und beschädigungsfreie Montage
  • Keilnutverbindungen sind für hohe Drehmomente geeignet
  • Spannsatzverbindungen erlauben eine spielfreie Montage, erfordern jedoch eine exakte Justierung
  • Taper-Spannbuchsen ermöglichen eine schnelle Montage und Demontage

Wichtig ist es, Herstellerangaben immer genau zu beachten, um Beschädigungen und übermäßigem Verschleiß vorzubeugen.

Defekte bei Zahnriemenscheiben und Spannrollen

Eine falsche Spannung des Zahnriemens kann schwerwiegende Folgen haben: Ist sie zu gering, kann der Riemen durchrutschen, was den Wirkungsgrad des Antriebs verringert und die Zähne übermäßig belastet; ist sie zu hoch, belastet das die Lager, führt zu erhöhtem Verschleiß am Riemen und kann zu einem vorzeitigen Ausfall führen. Zu den typischen Defekten und Fehlerursachen in Riemensystemen gehören:

Verschleiß der Riemenzähne

Hier ist meist entweder eine unzureichende Spannung der Verursacher, oder es wurde die falsche Teilung ausgewählt. Auch ist es möglich, dass die Lebensdauer der Riemen erreicht wurde.

Beispiele für Verschleißanzeichen beim Riemen
Beispiele Zustand
• Wenn das Verstärkungsgewebe der Riemenzähne Verschleiß aufweist
und der Gummi/Drahtkern zu sehen ist.
• Wenn die Zahnoberfächen/Nuten Verschleiß aufweisen und der Gummi/Drahtkern zu sehen ist.
• Wenn der Gummi auf der Rückseite Härtungsrisse aufweist
• Wenn Risse den Gummi erreichen und an der Zahnbasis erkennbar sind
• Die Riemenseitenfächen sind durch Verschleiß beschädigt
• Wenn ein fehlender Zahn sichtbar ist
• Wenn auf der Riemenrückseite vorzeitiger Verschleiß auftritt
• Wenn der Riemen oder der Drahtkern gebrochen ist
Intervall-Richtlinien für den Riemenaustausch
Es wird ein frühzeitiger und regelmäßiger Austausch empfohlen. Auch wenn die Anzeichen, wie hier gezeigt, noch nicht so offensichtlich sind.

Geräusche

Bei Pfeif- oder Quietschgeräuschen sollte man zunächst die Riemenspannung überprüfen. Ein Summen oder Dröhnen kommt meist von Resonanzschwingungen oder einer Fehlausrichtung der Riemenscheiben. Klopfende oder ratternde Geräusche weisen auf nicht exakt passende Teile oder einen ungleichmäßig abgenutzten Riemen hin.

Ausgefranste Riemenkanten

Dies zeugt meist von einer Fehlausrichtung der Riemenscheiben.

Risse oder Brüche im Zahnriemen

Bei zu hoher mechanischer Belastung oder Materialermüdung kann es dazu kommen, dass Zahnriemen reißen oder brechen. Umso wichtiger ist die regelmäßige Wartung.

Zahnriemenscheiben und Spannrollen wechseln

Für ein langlebiges und funktionales Riemensystem ist es wichtig, die Komponenten regelmäßig zu überprüfen und auszutauschen. Hier sind unbedingt die Herstellerangaben zu beachten. Beim Austausch kommt es wie beim initialen Einbau darauf an, neue Zahnriemenscheiben und Spannrollen auf Maßhaltigkeit zu prüfen. Außerdem muss die Riemenspannung, die vor dem Austausch gelöst wurde, anschließend wieder korrekt eingestellt werden.

Anwendungsbeispiele

Riemensysteme kommen in vielen Bereichen zum Einsatz. Hier folgen zwei Anwendungen.

Hubvorrichtung mit Exzenterwelle

Eine klassische Anwendung von Zahnriemenantrieben, bei der eine rotierende Exzenterwelle eine lineare Hubbewegung erzeugt.

Hubvorrichtung mit Exzenterwelle
Hubvorrichtung mit Exzenterwelle

Entscheiden sind hier die Verwendung hochbelastbarer Synchronriemenscheiben mit verstärkten Riemen und hochwertigen Spannrollen zur Kompensation von Längentoleranzen sowie eine präzise Spannungseinstellung.

Langhubtisch mit Riemenantrieb

Zahnriemenantriebe kommen auch zum Einsatz, um präzise und schnelle lineare Bewegungen über weite Distanzen zu ermöglichen, etwa bei Langhubtischen in Montage- und Verpackungsanlagen. Im Vergleich zu Kugengewindetrieben sorgt ein Riemensystem hier für hohe Genauigkeit und hohe Geschwindigkeiten bei geringer Wartung.

Langhubtisch mit Riemenantrieb
Langhubtisch mit Riemenantrieb