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Werkzeug zum Entfernen von eingepressten Lagern
Bei einem Lagerwechsel kann einiges schiefgehen: Die Welle oder das Lager kann bei unsachgemäßem Umgang beschädigt, oder das neue Lager fehlerhaft eingebaut werden. Vor allem bei fest sitzenden Lagern stellt sich die Frage, wie das Entfernen ohne Beschädigung der umliegenden Bauteile und des Lagers selbst gelingt. In diesem Zusammenhang sind die passenden Werkzeuge entscheidend für den erfolgreichen Ausbau und Einbau von eingepressten Lagern. In diesem Artikel stellen wir Werkzeuge und Methoden vor, damit der nächste Lagerwechsel garantiert gelingt.
Wann Lager gewechselt werden müssen
In der Regel entfernt man Lager, wenn sie aufgrund natürlichen Verschleißes in ihrer Funktion beeinträchtigt oder durch übermäßige Belastung, verursacht durch hohe Reibwerte/Reibungskoeffizienten, falsche Montage oder unzureichende Schmierung beschädigt sind. Mitunter werden Lager aber auch zur routinemäßigen Wartung und Inspektion ausgebaut und anschließend wieder eingebaut. Gerade in diesen Fällen ist es wichtig, dass das Entfernen des Lagers problemlos und ohne Beschädigung des Lagers und angrenzender Bauteile funktioniert.
Werkzeuge zum Entfernen von Lagern
Lagerabzieher sind spezialisierte Werkzeuge zum präzisen und schonenden Entfernen von Lagern. Sie werden sowohl bei der Wartung als auch beim Austausch beschädigter oder abgenutzter Lager verwendet. Ihre Bauform ermöglicht es Lagerabziehern, die zur Demontage des Lagers notwendige Kraft gleichmäßig auf die Welle oder Lagerumbauteile zu verteilen und so einem Verkanten vorzubeugen. Durch diesen gezielten und gleichmäßig ausgerichteten Einsatz der Zugkraft lässt sich das Lager in der Regel kontrolliert demontieren, ohne dass umliegende Bauteile oder das Lager selbst beschädigt werden, vorausgesetzt, die richtige Art von Lagerabzieher wird verwendet.
Arten von Lagerabziehern
Grundlegend unterscheiden sich Lagerabzieher in Außenlagerabzieher und Innenlagerabzieher. Beim Außenlagerabzieher wird das Lager von außen mit zwei oder drei Klauen umfasst und abgezogen. Die Klauen greifen den Ring des Lagers und ziehen es gleichmäßig ab, um Beschädigungen zu vermeiden. Beim Innenlagerabzieher wird das Lager herausgezogen. Spannzangen werden durch den inneren Lagerring geführt. Der Lagerabzieher spreizt sich anschließend auf und das Lager kann herausgezogen werden. Beim Abziehen kommt ggf. auch ein Gleithammer zum Einsatz, um die zum Abziehen notwendige Kraft zu erzeugen, ohne angrenzende Bauteile zu belasten. Lagerabzieher gibt es auch in einer hydraulischen Variante. Hier ist ein Hydraulikzylinder verbaut, der über eine Pumpe gesteuert wird. Die zum Abziehen des Lagers notwendige Kraft wird in diesem Falle durch den ausfahrenden Hydraulikzylinder erzeugt, wodurch mit geringem Kraftaufwand hohe Abziehkräfte ausgeübt werden können. Eine weitere Form Innenlagerabzieher ist der Blindlochabzieher. Ein Blindloch bzw. Sackloch ist eine Bohrung, die das Material nicht vollständig durchdringt. In diesem Blindloch sitzt das Lager. Wenn ein Durchgreifen des Lagers im Grundloch nicht möglich ist, werden Blindlochabzieher oft im Lagerinnenring durch einen Konus verspannt. Auch Blindlochabzieher arbeiten in der Regel mit einem Gleithammer bzw. Schlagabzieher, mit dessen Hilfe das Lager Stück für Stück gelockert und herausgeschlagen wird. Weitere Varianten von Lagerabziehern sind z.B. Klemmabzieher oder Schlagabzieher. Es gibt auch spezielle Abzieher für empfindliche Lager, die zusätzliche Schutzmechanismen verwenden, um Beschädigungen zu minimieren.
Wann empfiehlt sich welcher Lagerabzieher?
Welche Art Lagerabzieher verwendet wird, richtet sich neben der Einbausituation und Zugänglichkeit des Lagers auch nach dessen Größe und Bauart. Ist das Lager auf einer Welle oder in einem Gehäuse verbaut? Ist es leicht zugänglich oder wird es durch andere Bauteile verdeckt? Welche Zugkraft wird benötigt? Besteht das Risiko eines Verkantens? Wie und wo kann der Abzieher angesetzt werden?
Dabei ist vor allem auch entscheidend, ob und wie leicht die Rückseite des Lagers zugänglich ist. Lässt sich dieses leicht erreichen, kann ggf. ein externer Lagerabzieher (Außenlagerabzieher) ausreichen.
Ist das Lager z.B. in einem Gehäuse verbaut, empfiehlt sich ggf. ein Innenlagerabzieher. Auch die Größe des Lagers nimmt Einfluss auf die Wahl: Hydraulische Lagerabzieher sind z.B. für große Lager die beste Wahl. Sie unterstützen außerdem, wenn das Lager schon etwas angerostet ist oder generell einen sehr festen Sitz hat. Auch kann es Sinn machen, dreischenklige Lagerabzieher für größere Lager zu verwenden, da sie einen besseren Halt bieten.
Hilfsmittel - Induktionsheizer
Sitzt ein Lager besonders fest, kann es sinnvoll sein, das Lager vor dem Abziehen vorzubereiten. Hierbei bietet sich ein Induktionsheizer an: Dieser basiert auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion. Eine elektrische Spule erzeugt ein magnetisches Feld, in welches das Lager eingebracht wird. Dabei entstehen Wirbelströme, die auf den inneren elektrischen Widerstand des Lagers treffen. Das Lager erwärmt sich auf diese Weise gleichmäßig, schnell und berührungslos. Durch die einhergehende Ausdehnung des Lagers erhöht sich dessen Innendurchmesser entsprechend dem Wärmeausdehnungskoeffizienten des verwendeten Materials wodurch es sich leichter von der Welle lösen lässt.
Lager richtig wechseln
Ein Lagerwechsel läuft meist nach folgenden Schritten ab:
- Vorbereitung: Zunächst müssen neben dem Lagerabzieher Schmiermittel, Reinigungsmittel und Ersatzteile bereitgelegt werden. Die Maschine ist ausgeschaltet und vom Stromnetz getrennt.
- Zugang zum Lager schaffen: Im nächsten Schritt müssen alle Bauteile entfernt werden, die den Zugang zum Lager verhindern. Das können z.B. Schutzkappen oder Läufer in einem Motor sein. Der Bereich um den Lagerwechsel herum sollte sauber sein, damit das neue Lager nicht verunreinigt wird.
- Lagerabzieher positionieren: Der Lagerabzieher muss sicher und fest am Lager sitzen. Auf die richtige Position ist zu achten, z.B. muss der Lagerabzieher am Innenring sitzen, damit es zu keinen Beschädigungen kommt.
- Lager entfernen: Das Lager vorsichtig ohne Verkanten entfernen, ggf. mit einem Hilfswerkzeug für Lagerabzieher, wie einem Gleithammer.
- Lagersitz reinigen und prüfen: Alle Rückstände (Fett, Schmutz) entfernen und den Lagersitz auf Beschädigungen prüfen.
- Das neue Lager vorbereiten: Die meisten Lager sind in der Regel vorgeschmiert (z.B. Kugellager). Mitunter muss das Lager aber vor dem Einbau noch geschmiert werden.
- Neues Lager einsetzen: Das neue Lager gleichmäßig ohne Verkanten ausrichten und mit einem Einpresswerkzeug in den Lagersitz drücken. Außerdem alle ggf. entfernten Bauteile wieder einbauen.
- Das neue Lager prüfen: Im letzten Schritt sollte der ordnungsgemäße Sitz und die Funktion überprüft werden. Dreht sich das Lager ohne Widerstand? Treten beim Einschalten der Maschine ungewöhnliche Geräusche auf?
Gründe, warum der Lagerwechsel misslingt (und was man dagegen tun kann)
Es gibt verschieden Ursachen warum ein Lagerwechsel, hier im Beispiel mit Verwendung eines Außenabziehers, misslingt. Hauptursache ist häufig, dass das Lager nicht am inneren Ring gegriffen werden kann und somit am äußeren Ring abgezogen wird. Dabei bricht der innere Käfig, und das Lager ist kaputt.
Auch die falsche Werkzeugwahl hat erheblichen Einfluss auf das Gelingen des Lagerwechsels: Mit einem ungeeigneten Lagerabzieher rutscht man ggf. ab und beschädigt umliegende Bauteile oder es kann nicht die benötigte Kraft aufgebracht werden, um das Lager herauszuziehen. Stellen Sie sich vor der Wahl des Werkzeugs immer folgende Fragen:
- Ist ein Innen- oder Außenlager verbaut?
- Um welche Art Lager handelt es sich allgemein? Bei speziellen Kugellager-Abziehern ist z.B. ein Klemmmechanismus verbaut, um den Innenring sicher und schonen greifen zu können.
- Wie fest sitzt das Lager? Ggf. wird ein Hydraulikabzieher oder Gleithammer zur Unterstützung benötigt.
- Wie viel Raum steht zum Lagerwechsel zur Verfügung? In engen Räumen sollte man z.B. auf einen kompakten Lagerabzieher zurückgreifen.
- Mit welcher Greifmethode besteht die geringste Gefahr für Beschädigungen? Verwende ich z.B. einen zwei- oder dreischenkligen Greifer, gibt es einen zusätzlichen Gummischutz u.a.