Härteverfahren von Stahl - Eine Übersicht
Stahl ist ein vielseitig eingesetztes Material in der Industrie und erfreut sich vor allem aufgrund seiner Robustheit großer Beliebtheit. Diese Robustheit ist jedoch keine Grundeigenschaft des Stahls, sondern in vielen Fällen das Ergebnis gezielter thermischer Prozesse. In diesem Artikel stellen wir die Prozesse des Stahlhärtens vor, geben eine Übersicht über Härteverfahren und nennen häufige Fehler und Probleme.
Wie härtet man Stahl?
Stahl wird in der Norm DIN EN 10020 als eine Legierung aus Eisen mit einem Kohlenstoffanteil von max. 2,06% definiert. Der Kohlenstoffanteil hat neben der Zugabe anderer Legierungsanteile einen direkten Einfluss auf die Möglichkeit, ob ein Stahl härtbar ist oder nicht. Baustähle mit einem Kohlenstoffgehalt unter 0,2% sind prinzipiell nicht härtbar. Bei einem Kohlenstoffgehalt von ca. 0,25% bis 0,4% ist eine Härtung durch zusätzlichen Kohlenstoffeintrag möglich (Einsatzstähle). Ab 0,4% Kohlenstoffgehalt sind Stähle durch gängige Härteverfahren härtbar. Steigt der Kohlenstoffanteil auf mehr als 2,06% beginnt der Übergang vom Stahl zum sogenannten Gusseisen.
Um den Einfluss des Kohlenstoffanteils auf die Werkstoffeigenschaften des Stahls etwas deutlicher zu machen bietet sich das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm an. Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm betrachtet die Umwandlung der einzelnen Phasen (Gefügezusammensetzung) unter der Voraussetzung das der Stahl immer ausreichend Zeit zur jeweiligen Phasenumwandlung hat. Die Gefügeänderung bei unterschiedlich schneller Abkühlung kann nicht dargestellt werden. Hierfür wird für jede Legierung ein eigenes Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubild erstellt.
Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm
Im hier dargestellten Eisen-Kohlenstoff-Diagramm ist der Bereich der Liquidus- und Soliduslinie nur vereinfacht dargestellt. Oberhalb der Liquiduslinie ist das Gemisch flüssig, zwischen Liquidus- und Soliduslinie liegt die Legierung in breiiger Konsistenz vor. Unterhalb der Soliduslinie ist die Legierung erstarrt, liegt jedoch abhängig vom Kohlenstoffanteil als unterschiedliche Phase mit von der jeweiligen Phase abhängigen unterschiedlichen Einlagerungsmischkristallen vor.